News - 10 Jahre Papst Franziskus

10 Jahre Papst Franziskus

Was haben wir noch zu erwarten?

Großes Interesse an Podiumsdiskussion mit Christiane Florin, Jürgen Erbacher und Andreas R. Batlogg SJ am 15. März


Bis auf den letzten Platz war der Michaelssaal gefüllt, das Interesse war groß an der Podiumsdiskussion, zu der Verein der „Freunde der Gesellschaft Jesu“ und das Forum der Jesuiten in St. Michael anlässlich des zehnten Jahrestags der Wahl von Papst Franziskus geladen hatte. Kirchenrektor Pater Martin Stark SJ brachte die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Christiane Florin (Redaktion „Religion und Gesellschaft“ beim Deutschlandfunk), den Politikwissenschaftler, Theologe und Journalist Jürgen Erbacher (Korrespondent des ZDF für Kirchenfragen, Blogger „Papstgeflüster“) und P. Andreas R. Batlogg SJ, Buchautor („Der evangelische Papst“, „Der Reformer“) und Seelsorger an St. Michael ins Gespräch miteinander.

Anfangs waren die Erwartungen an Papst Franziskus groß. Mittlerweile bringt er Reformer wie Konservative gegen sich auf, er polarisiert. „Es stimmt, er hat neue Räume eröffnet, das ist nicht Nichts“, sagte Christiane Florin, die dennoch kritisch ist und für die der Papst ein Bewahrer bleibt, der heute nicht mehr glaubwürdig sprechen könne. „Er fordert eine Kirche der Gerechtigkeit, doch er steht einer Organisation vor, die ungerecht ist.“ Und auf ihre Forderung, Frauen in der Kirche weltweit eine stärkere Rolle zu geben, gab es spontanen Applaus des Publikums.

Papst Franziskus, der bei seiner Wahl große Erwartungen geweckt habe und auch weckt heute noch wecke, sei ausgebremst gewesen. Jürgen Erbacher: „Nach dem Rücktritt Benedikts arbeitete Franziskus weiter mit dem Apparat, mit nahezu den identischen Köpfen.“ Vom Weltepiskopat habe er nicht wirklich Unterstützung bekommen. Gerade im Rahmen des großen synodalen Prozesses möchte er, dass diskutiert wird. „Er sagt nicht nichts, aber er hat keine finalen Antworten.“

P. Andreas Batlogg SJ wertet das Pontifikat als eines der Aussaat, nicht der Ernte: „Ich möchte nicht nur durch die negative Brille schauen. Wir brauchen Papst Franziskus in den nächsten Jahren noch. Er ist ein Hoffnungszeichen, weil er Probierräume eröffnet und nun über die Dinge geredet werden kann.“

Gefragt, was im nächsten Konklave kommen werde und welchen Typ Papst die Kirche heute bräuchte, sagte Jürgen Erbacher: „Wir werden noch heftige, kontroverse Debatten in Bezug auf den Kurs der Kirche erleben.“ Nach der Phase, in der Räume eröffnet worden seien, brauche es dann auch Entscheidungen, etwa in Richtung einer stärkeren Regionalisierung. Christian Florin: „Der Blick wird von Europa weg gehen, es wird ein ganz anderer Papst werden.“

Birgit Bidell  
Freunde der Gesellschaft Jesu e.V.