Impuls Monatsanzeiger August 2024
Das Gleichnis vom Mähen
Als Kind durfte ich meinen Großvater früh am Morgen auf die Wiesen begleiten. Fasziniert habe ich ihm beim Mähen zugeschaut und gestaunt, wie gleichmäßig das gemähte Gras im Bogen auf der Erde lag.
Erst viel später wurde mir bewusst, was mich da so fasziniert hat: der Rhythmus, die Leichtigkeit und Schönheit in dieser Tätigkeit und im Ergebnis, als die Grashalme gleichmäßig nebeneinander lagen, das Geräusch, dass das Mähen begleitete.
Mein Großvater konnte, was er tat – und er tat es gern.
Im Laufe meines Lebens wurde mir bewusst, dass das Mähen mit der Sense ein Gleichnis für das Leben sein kann.
Am Anfang steht der Wunsch, etwas zu gestalten, etwas Sinnvolles zu tun, etwas beizutragen, was gebraucht wird.
Dann braucht es das richtige Werkzeug.
Vor dem Mähen kommt das Dengeln, d.h. die Sense muss geschärft, vorbereitet werden.
Es kommt auf richtige Zeit an: Früh am Morgen, wenn das Gras noch nass ist, lässt es sich leicht mähen.
Der Rhythmus ist wichtig, in einem Halbkreis vor der Hüfte, im Einklang mit dem Atem, geht es fast mühelos.
Sobald man spürt, dass es anstrengend wird, ist es Zeit, innezuhalten und mit dem Wetzstein nachzuschärfen.
Und: Am Ende stehen bleiben, sich freuen über das, was getan ist, danken.
Danken für meine Fähigkeiten – die erlernten und die mir vom Schöpfer mitgegebenen.
Danken für das, was ich tun kann und tun darf.
Jeden Tag wieder neu anfangen: Was möchte ich? Was brauche ich dazu? Was ist vorzubereiten? Wann brauche ich eine Pause?
Und immer wieder: Dem Herrn, der Tag und Jahr geschenkt, der unser Leben trägt und lenkt, sei Lob und Dank gesungen.
Inge Höpfl