News - Fürbittbuch

Das Fürbittbuch von St. Michael

Eine Quelle von Ruhe und Hoffnung für Menschen aus aller Welt

Im Fürbittbuch der Jesuitenkirche St. Michael in der Münchner Fußgängerzone können Kirchenbesucher ihre Bitten und Anliegen verewigen.

„Lieber Gott, pass gut auf meinen Uropa auf. Ich wünsche mir, dass er im Himmel ein neues und gutes Zuhause gefunden hat“, liest Pater Martin Stark aus dem Fürbittbuch vor – konzentriert und andächtig klingt die Stimme des Kirchenrektors. Das Licht in der Ursulakapelle in der Münchner Jesuitenkirche St. Michael ist gerade hell genug, um die Schrift erkennen zu können. Vor dem kleinen Altar flackern zahlreiche Teelichter, aus dem Hauptschiff der Kirche hallen andächtige Schritte wider. 

Auf den Seiten des Buchs reihen sich die Buchstaben aneinander – auf Englisch, Deutsch, Spanisch und Kroatisch. Manchmal füllen sie klein und dicht ganze Seiten. Das Wort „Familie“ ist hier besonders häufig zu lesen: Viele Menschen beten um die Gesundheit und das Glück ihrer Liebsten. Aber auch alltäglichere Sorgen finden hier Platz:

Ein Mädchen bittet Gott darum, in ihrer neuen Klasse weiterhin die beste Freundin an ihrer Seite zu haben.

Ruhe und Trost auf Bücherseiten

Die meisten Menschen treten in die kleine Seitenkapelle der Kirche, um eine Kerze anzuzünden und für ihre Liebsten zu beten. Viele Besucher nehmen sich einen Moment mehr Zeit und verewigen ihre Wünsche und Gebete in dem Fürbittbuch der Kirche. Zwei Wochen dauert es meistens, bis alle Seiten vollgeschrieben sind, erzählt Pater Stark. Das Fürbittbuch sei eine Einladung, einen Moment innezuhalten, seine Gedanken zu sortieren und sie zu Papier zu bringen. Die Kirche solle ein Raum der Begegnung mit Gott und der Nähe Gottes sein. Wer hierher kommt, soll sich Gott nahe fühlen und ihm nahetreten können – mit allen Sorgen und Anliegen. Das ist für Pater Stark der Sinn des Fürbittbuchs: „Dass Menschen hier ins Gebet finden, dass Menschen mit ihren Anliegen hier richtig sind und sie hier vor Gott bringen können.“

Nach dem Schreiben lohnt es sich, die Blicke schweifen zu lassen und durch die Seiten zu blättern. Obwohl fast alle Zeilen anonym sind, kann einem beim Lesen bewusst werden, dass andere Menschen Sorgen und Bedürfnisse teilen, die man selbst kennt. In dem Buch treffen Trauer, Hoffnung und Dankbarkeit aufeinander. Das spendet Trost und stärkt eine – wenn auch anonyme – Verbindung zu den Mitmenschen.

Globale Verbundenheit: Spiegel der Weltgemeinschaft

Was in der Welt passiert, das berührt die Menschen und verändert ihre Gebete. Das merkt Pater Stark, wenn er durch die Fürbittbücher blättert. Die anonymen Zeilen erzählen nicht nur von Einzelschicksalen, es geht auch um Ereignisse, die alle betreffen. Während der Corona-Pandemie konnte in dem Buch zum Beispiel verstärkt für die Menschen gebetet werden, die an einer Covid-Erkrankung gestorben sind. Dafür stand es zeitweise sogar in der Mitte des Hauptschiffs.

Auch heute prägt das Weltgeschehen die Texte in den Fürbittbüchern: „Die Bitte um Frieden, um das Ende von Gewalt und der Wunsch, dass endlich Gerechtigkeit wird für alle Menschen – die stehen oft im Vordergrund, und das berührt mich dann auch sehr“, gibt Pater Stark zu. Mit derart universellen und internationalen Gebeten mahnen die Fürbittbücher die Gleichheit aller Menschen an – in einer weltweiten Gemeinschaft, die durch große Ereignisse miteinander verbunden ist.

Der Text ist freundlicherweise übernommen aus [inne]halten - dem Magazin für Gesellschaft, gutes Leben und Spiritualität 18/2025.