Am 22. November jährt sich die Zerstörung unserer Kirche 1944 zum 80. Mal.

Bei den insgesamt 73 Luftangriffen auf München starben 6.632 Menschen – darunter zahllose ausländische Zwangsarbeiter*innen, 15.801 wurden verletzt. Hunderttausende waren obdachlos oder wurden nach Oberbayern evakuiert. Die Altstadt lag in Trümmern. Sprengbomben hatten die Dächer zerstört, Brandbomben erledigten den Rest. Nach den Schrecken des Krieges herrschte in München große Hungersnot.

St. Michael war schon im April 1944 von ersten Treffern beschädigt worden, wobei die Jesuitenkapelle (heute Chorsaal) völlig ausbrannte. Schwer getroffen wurde unsere Kirche in den Mittagsstunden des 22. November 1944. Die über der Kirche abgeworfenen Spreng- und Brandbomben hatten verheerende Wirkung; fünf Volltreffer fielen auf die Kirche. Eine Bombe durchschlug den Hochchor bis zur Wittelsbachergruft, der Hochaltar wurde schwer beschädigt. Ein weiterer Treffer ließ die Vierung einstürzen, eine vierte Bombe traf die Orgelempore, wobei die Fassade schwere Beschädigungen erlitt. Die Trümmer des Dachstuhls rissen das mächtige Tonnengewölbe mit sich und stürzten in den Kirchenraum. Bei weiteren Angriffen Anfang 1945 brannte der Kanzelgang aus, auch große Teile des Chorgestühls wurden zerstört. Wie durch ein Wunder blieb die Kreuzkapelle unversehrt; dort konnten weiterhin Gottesdienste gefeiert werden.

Der Anblick des apokalyptischen Münchens verweise den Verstand nicht bloß auf den Krieg hin, sondern auf den „törichten höllischen Wahnsinn“, notierte der Schweizer Generalkonsul. Trümmerräumung und Wiederaufbau dauerten viele Jahre. Erst Pfingsten 1953 konnte in St. Michael wieder Gottesdienst gefeiert werden.

Wenn wir am 22. November dieser Tragödie und ihrer Opfer gedenken und die Wunden der verheerenden Zerstörung in der Marienkapelle sichtbar machen, dann soll uns dies eine bleibende Mahnung sein, eine friedliche Zukunft in unserer Stadt und in unserem Land zu bewirken. Das ist unsere Verantwortung heute!

P. Martin Stark SJ
Kirchenrektor