Bei einem Gedenkgottesdienst am 80. Jahrestag der Zerstörung von St. Michael ist die neugestaltete Marienkapelle eingeweiht worden. Christian Ude, ehemaliger Oberbürgermeister von München, betonte bei der Gedenkfeier die heutige Verantwortung für Frieden und Demokratie.

Das Gedenken sei so wichtig, weil es eine „schmerzhaft brennende Aktualität“ habe, sagte Christian Ude in seriner Predigt. Er erinnerte daran, als kurz nach dem „Wunder von Bern“ 1954 die siegreiche Nationalelf auf dem Marienplatz empfangen wurde, dass über den Köpfen der begeisterten Leute rein gar nichts gewesen sei. "Alles platt bis zum Sendlinger Tor." 90 % der Altstadt seien dem Boden gleichgemacht wurden. Die Erinnerung zwinge zur Nachdenklichkeit und dazu, die richtigen Lehren zu ziehen und den Krieg mit allen menschenmöglichen Mitteln zu verhindern. „Dies ist heute nicht nur ein Rückblick auf eine grandiose 80-jährige Geschichte der Wiederherstellung, Sanierung, ja sogar Qualitätssteigerung bei der Orgel, nein, das ist eine Konfrontation mit der quälenden Frage, wie können wir ohne durch Schwäche zu Angriffen einzuladen dennoch der schrecklichen Logik von Gewalt erzeugt Gegengewalt, Zerstörung noch mehr Zerstörung, wie können wir dem Einhalt gebieten? Um es mit Hans Maier zu sagen, indem wir uns um die öffentlichen Dinge kümmern und nicht den Krieg, wie frühere Generationen, als Naturereignis hinnehmen.“

St. Michael wurde während des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt. Besonders schlimm traf es die Kirche am 22. November 1944, als Spreng- und Brandbomben über ihr abgeworfen wurden und damit das Tonnengewölbe zum Einsturz brachten. Beschädigt wurde dabei ebenfalls die Seitenkapelle mit dem Altar der heiligen Ursula. Es ist die einzige Seitenkapelle, deren Altar in der Zeit des Wiederaufbaus von 1946 bis 1948 nicht rekonstruiert wurde. Stattdessen befindet sich seitdem die Kopie einer „Schmerzensmutter“ (Mater dolorosa) aus der Herzogspitalkirche dort, die der Kapelle ihren Namen „Marienkapelle“ gibt.
 
Nun wurde die Marienkapelle von Und Mang Architektur neugestaltet. Der alte, gemauerte Stipes, der Unterbau des Altars, wurde freigelegt und restauriert. Jedoch bleiben die Spuren der Beschädigungen des Jahres 1944 bewusst weiterhin sichtbar. Für die Madonna wurde ein neues Stahlpodest gefertigt sowie eine kreisrunde Leuchte, die sie umrahmt. Entlang der Wände verlaufen neue Kerzenständer und zwei Sitzbänke.

Die Predigt von Christian Ude können Sie hier als MP3-Datei downloaden.