Impuls Monatsanzeiger Mai 2025
Der Jesuitenpapst Franziskus (1936–2025)
Am Ostersonntag habe ich in Wien für den ORF zusammen mit Sandra Szabo den Ostergottesdienst kommentiert, den Kardinal Angelo Comastri zelebrierte. Ob Papst Franziskus den Segen „Urbi et orbi“ selbst spenden würde, wussten wir bis zuletzt nicht. Er kam. Um 12 Uhr. Und viele freuten sich. Zu diesem Zeitpunkt wusste die Öffentlichkeit noch nicht, dass er kurz vorher, um 11:35 Uhr, für ein paar Minuten den US-amerikanischen Vizepräsidenten J. D. Vance getroffen hatte.
Am Ostermontag wollte ich nachmittags nach München zurückreisen. Ich war für die Messe um 21 Uhr eingeteilt. Um 9:30 Uhr erhielt ich die erste Agenturmeldung: Papst Franziskus ist tot! Ich konnte es zuerst nicht glauben. Dann wurde es bestätigt: Um 7:35 Uhr, teilte der Camerlengo, der US-amerikanische Kurienkardinal Kevin Farrell, mit, hat Franziskus seinen irdischen Lebensweg beendet.
Als er am Ostersonntag den Segen sprach, sah man einen erschöpften Papst, der sich jedes Wort abringen musste. Aber er war da. Ich hoffte, dass er sich ins Leben zurückkämpft. Dass er sich, als er nach 38 Tagen aus der Gemelli-Klinik entlassen wurde, nicht schonen würde, war mir klar. Die Ärzte hatten ihm eine zweimonatige Schonzeit verordnet.
Sein Tod macht mich traurig. Jorge Mario Bergoglio war der erste Jesuitenpapst. Das „IHS“ befand sich in seinem Papstwappen. Seine Wahl war eine Riesenüberraschung und für viele Jesuiten – zuerst – ein Schock. Er rechnete mit vier, fünf Jahren. Es sind volle zwölf geworden. Und er hat die Kirche verändert: Menschlicher, ehrlicher, transparenter hat er sie gemacht, „jesuanischer“ eben. Deswegen nannte ich ihn den „evangelischen Papst“. Menschen am Rand, Ausgegrenzte, Arme, Flüchtlinge und Migranten, waren ihm wichtig. Klerikales Getue war ihm zuwider. Das Thema Synodalität wird ihn überdauern. Noch vom Krankenbett aus hat er im März den weltweiten synodalen Prozess bis 2028 verlängert. Sein Sterben am Ostermontag ist noch einmal eine Botschaft: Der Tod hat nicht das letzte Wort! Ich werde Franziskus vermissen.
P. Andreas R. Batlogg SJ