Marx: Es gibt keine Freude im Nationalismus und im Hass
Kardinal Marx warnt am 80. Todestag von Pater Delp vor weltweit erstarkendem Nationalismus
Kardinal Reinhard Marx hat vor erstarkenden nationalistischen Kräften weltweit gewarnt. Der Erzbischof von München und Freising predigte am Sonntag, 2. Februar, während eines Gottesdienstes in der Jesuitenkirche St. Michael und sprach beim anschließenden Gedenkakt in der Hochschule für Philosophie München ein Grußwort. Die Hinrichtung des Widerstandskämpfers Pater Alfred Delp SJ durch das nationalsozialistische Regime jährt sich an diesem Datum zum 80. Mal.
Kardinal Reinhard Marx äußerte Sorge über „das Erstarken der extremen Rechten in allen Ländern, nicht nur in Deutschland, auch in Europa.“ Die Zeit des NS-Regimes hätte gezeigt, dass es „im Nationalismus, im Antisemitismus, im Rassismus, keine Freude gibt, nur einen Triumph, der nicht nachhaltig ist.“ Wenn solche Kräfte, die Unterdrückung statt Dialog einforderten, sich durchsetzen, dann führe das in der Konsequenz zu „Vergeltung und Rache, neuem Leid, neuen Kriegen.“ Nachhaltig könne nach Überzeugung des Erzbischofs von München und Freising nur ein auf Augenhöhe geführter Dialog sein, unter Anerkennung der Menschlichkeit des Gegenübers. „Die Erkenntnis, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind“, so Marx, sei „keine politische Erkenntnis“, sondern gehöre vielmehr zum christlichen Dogma: „das ist unser Glaubensbekenntnis.“ Er forderte die Anwesenden dazu auf, in Nachfolge von Pater Delp zu „Zeuginnen und Zeugen der Freiheit“ zu werden. Dabei gehe es „nicht um eine Gruppe oder eine Partei, sondern um das Denken aller Menschen, auch unser eigenes. Es kann auch in uns selbst stecken, Macht auszuüben und den anderen zu unterdrücken.“ Um dem entgegenzuwirken, riet Kardinal Marx dazu, „stets selbstkritisch zu bleiben. Dann werden wir immer wieder Wege finden, um zueinander Brücken zu bauen.“
Delp, geboren am 15. Dezember 1907 und als Gymnasiast zum katholischen Glauben konvertiert, trat 1926 in den Jesuitenorden ein. 1939 wurde er Redakteur bei den „Stimmen der Zeit“, der Monatszeitschrift der Jesuiten in München. Im Frühjahr 1942 nahm er Kontakt auf zum „Kreisauer Kreis“ um Helmuth James Graf von Moltke. Anfang Juni 1944 hatte Delp noch Claus Graf von Stauffenberg in Bamberg besucht. Von dessen Verhaftung am 21. Juli, dem Tag nach dem Hitler-Attentat in der Wolfschanze, war er völlig überrascht. Sieben Tage später wurde Delp, der nach dem Verbot der „Stimmen der Zeit“ Kirchenrektor der kleinen Kirche St. Georg in München-Bogenhausen geworden war, verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Seine Letzten Gelübde legte er, trotz Drohungen der Gestapo, am 8. Dezember 1944 im Gefängnis ab. Am 2. Januar 1945 wurde er im Alter von 37 Jahren hingerichtet.
(erzbistum-muenchen.de/fho)
Predigt Reinhard Kardinal Marx – Festhochamt zum Gedenken an den 80. Todestag P. Alfred Delp SJ am 02.02.2025 (Darstellung des Herrn)
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