News - Pater Ruper Mayer - ein Mutmacher in bangen Zeiten

Geistlicher Impuls Monatsanzeiger November 2025

Pater Rupert Mayer - ein Mutmacher in bangen Zeiten

Krisenzeiten sind Zeiten der Angst, aber auch der Beherztheit. Ein Mutmacher in bangen Zeiten ist für mich Pater Rupert Mayer SJ. Am Aufgang zum Chorraum hing bis vor kurzem der 1993 angefertigte Eisenguss-Kopf des Künstlers Karlheinz Oswald, der demnächst unterhalb der Kanzel einen neuen Standort finden soll. Sein Gesichtsausdruck spricht bezeichnenderweise weniger von Freude oder strahlender Güte, sondern mehr von entschiedenem Ernst und entschlossener Zielstrebigkeit.

1912 war er der erste Jesuit, der nach der Lockerung des Tätigkeitsverbots wieder nach München kam, wo er schon 1919 auf Adolf Hitler traf und ihn als außergewöhnlichen Volksredner einschätzte, aber zugleich einen „Hysteriker reinsten Wassers“ nannte. Öffentlich erklärte er, dass ein Katholik nicht Nationalsozialist sein könne. Auf der Kanzel von St. Michael, wo der Orden 1921 wieder die Seelsorge übernahm, fand er klare Worte – überzeugend, zu Herzen gehend, lebenspraktisch – und setzte diese in die Tat um. Selbst nach der Machtergreifung Hitlers kritisierte er das NS-Regime in seinen Predigten schonungslos, wohl wissend, dass jedes seiner Worte genau registriert wurde; hier stand er 1935 mit der Sammelbüchse vor dem Eingang, um öffentlich gegen das Verbot der Caritas-Sammlung zu protestieren. Hier wurde er am 5. Juni 1937 zum ersten Mal von der Gestapo verhaftet. „Trotz des gegen mich verhängten Redeverbotes werde ich weiterhin predigen, selbst dann, wenn die staatlichen Behörden meine Kanzelreden als strafbare Handlungen und als Kanzelmissbrauch bewerten sollten“, erklärte er vor dem Sondergericht.

Vor genau 80 Jahren traf ihn am Fest Allerheiligen, dem 1. November 1945, bei der Frühmesse in der Kreuzkapelle der Hirnschlag. Er verstummte aufrecht am Altar stehend, gehalten allein von seiner Beinprothese. Nicht einmal im Tod fiel er um. 

Woher sein Mut kam, das Unrecht beim Namen zu nennen, beschrieb er selbst einmal so: „Eine Folge des Gedenkens an Gott, der jeden Augenblick um mich besorgt ist, ist es, dass wir frei werden von jeder Angst und Furcht. Ja, wir werden mutig, wenn wir uns in Gottes Hand geborgen wissen, was immer uns auch treffen mag. Es gibt keine Macht auf Erden, die uns ohne die Zulassung Gottes etwas anhaben könnte. Gott lässt uns nie zappeln. Er lässt Prüfungen zu, die uns zum Nutzen gereichen, wenn wir an seiner Hand hindurchgehen. Er sorgt für uns weit besser, als Menschen es vermögen.“ 

In Zeiten von Angst und Unsicherheit macht mir Rupert Mayer Mut, und lässt mich ahnen, welches Potenzial die Liebe hat und wie wichtig es ist, von der Menschlichkeit nicht nur zu reden, sondern sie zu leben.

P. Martin Stark SJ

Zum 80. Todestag des Seligen Pater Rupert Mayer SJ feiern wir an seinem Gedenktag, am Montag, 3. November, um 18 Uhr eine festliche Messe. Unter der Leitung von Hans Berger singen und spielen das Große Ensemble und der Montini-Chor die „Rupert-Mayer-Messe“.

Mehr über P. Rupert Mayer SJ und St. Michael

St. Michael ist eng mit dem in München und weit darüber hinaus wegen seines sozialen Engagements und seines Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime verehrten Seligen verbunden. Pater Rupert Mayer SJ gehörte zur Jesuitenkommunität von St. Michael; hier griff er die Machthaber in seinen Predigten auf der Kanzel direkt an, wohl wissend, dass jedes seiner Worte genau registriert wurde; hier stand er 1935 mit der mit der Sammelbüchse vor dem Haupteingang, um öffentlich gegen das Verbot der Caritas-Sammlung zu protestieren. Hier wurde er am 5. Juni 1937 zum ersten Mal verhaftet, und hier erlitt er in der Kreuzkapelle den tödlichen Gehirnschlag am 1. November 1945.