An diesem Donnerstag feiern wir „Christi Himmelfahrt“. Gesehen hat das Festgeheimnis kein Mensch. Auch die Jünger nicht. Was sie aber „einsehen“ müssen ist, dass ER fortgegangen ist, ja sie wieder mal vor einem „Scherbenhaufen“ stehen. Leute, was steht ihr da und stiert in den Himmel lässt Lukas die Engel sagen.
Bilder… Im bilderfrohen bayerischen Oberland gibt es vereinzelt noch die Tradition, die „Himmelfahrt“ konkret darzustellen. Dabei soll es vorgekommen sein, dass eine alte hölzerne Christusstatue ersetzt worden war durch eine große Porzellanfigur: ein segnender Christus mit der Auferstehungsfahne in der Linken.
Diese neue Figur sollte nun am Fest in traditioneller Weise an einem Strick nach oben gezogen werden. Das Evangelium war gelesen, heftige Weihrauchschwaden der Ministranten und schallender Orgelklang geleiteten das Bild des segnenden Christus in die Höhe.
Doch bevor das Schallloch der Decke erreicht war geschah es: das starke, aber porös gewordene Seil riss, die Porzellanfigur zerschellte am Steinboden der Kirche in tausend Stücke…
Was nun? Nach dem ersten Schock eilt der Mesner aus der Sakristei, fasst die Scherben mit einer Kehrschaufel auf und man zieht die Bruchstücke in einem Weidenkorb nach oben – mit dem unüberhörbaren Ruf: „Nauf muaßa – Hinauf muss er!“
Ich verlasse dieses Bild mit einem Augenzwinkern, nehme aber das „Hinaufmüssen“ mit. Jesus selbst sagt in seiner dritten Abschiedsrede zu seinen Jüngern: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. (Joh 16,7)
Fortgehen muss er… Gott offenbart sich in Bildern. Christi Himmelfahrt ist ein solches. Wir haben es gemalt gesehen oder stellen es uns vor – gelungen oder wie geschildert, erst mal misslungen. Er wurde ihren Blicken entzogen und emporgehoben. Ist das nur ein Bild?
Das „nur“ ist falsch. Unser ganzes menschliches Zusammenleben gestaltet sich durch Bilder: der Sehnsucht, der Liebe, der Angst, oder allabendlich im TV in Bildern von Krieg und Gewalt.
Die „Auferweckung“ Jesu ist das erstaunlichste Bild der Frohen Botschaft. Die Jünger verstehen, dass das Leben aus Gott ganz greifbar ist und doch nicht festzuhalten – mitten in der Welt und doch ganz anders.
Und wir, was bleibt, was ist mit uns, mit unseren Erfahrungen, aber auch Brüchen, fehlenden Mosaiksteinen im Glaubensleben, ja Scherben? Vielleicht könnte der hochgezogene Weidenkorb wieder ein Bild sein dafür, dass Himmelfahrt auch mit unserem Leben zu tun hat, dass von diesem unserem Leben nichts verloren geht und bei Gott „gut aufgehoben“ ist.
Himmlischen Beistand, aber auch Sonne und Regen zur rechten Zeit wünscht Ihnen
Ihr P. Benedikt Lautenbacher SJ
Abonnieren Sie die "Ignatianische Nachbarschaftshilfe": In diesem Newsletter verschicken die Jesuiten jeweils am Samstag spirituelle Impulse und begleiten Sie so in die neue Woche. Sie können sich hier kostenlos anmelden.