Geistlicher Impuls für den Monatsanzeiger Februar 2024
Asche auf mein Haupt
So sagen wir gerne mit einem Augenzwinkern, wenn wir etwas vergessen haben zu erledigen. Etwas vergessen, bei dem mein Gegenüber mit größter Wahrscheinlichkeit antworten wird, dass das nun wirklich nicht weiter schlimm sei, oder, wenn es doch sehr ärgerlich sein sollte, zumindest meine Entschuldigung akzeptieren wird. Aber was ist, wenn wir tatsächlich etwas Übles angerichtet haben? Wenn wir z.B. jemanden verletzt haben, weil wir es einfach nicht lassen konnten, unseren Senf in unguter Art und Weise dazuzugeben? Wenn wir eigentlich genau wissen, dass wir uns dringend bestimmte Kommentare oder Verhaltensweisen abgewöhnen sollten?
Das ist das Thema der nun beginnenden Fastenzeit: wir sprechen ab Aschermittwoch von Umkehr und Buße. Zugegeben: es sind alte und sogar altmodische Begriffe. Viele von uns, die nicht mehr ganz jung sind, werden negative Gefühle damit verbinden, wurde doch früher mit der autoritären Forderung an uns Gläubige, zu büßen und umzukehren, teilweise in einer Art und Weise Druck ausgeübt, die wir heute als geistlichen Missbrauch bezeichnen würden. Um das klarzustellen: bei Umkehr und Buße kann es keine Verpflichtung geben, kein „du musst!“. Es kann nur ein Angebot sein, darüber nachzudenken, was ich tun muss, um wieder mit mir und meinen Mitmenschen ins Reine zu kommen.
Denn es ist ja wahr: Perfekt und ohne Fehler geht niemand von uns durchs Leben, und hin und wieder können wir uns mit unserem Reden oder unseren Taten selbst nicht leiden. Deshalb gibt es die 40 Tage vor Ostern, in denen die Kirche betont, dass Gott immer mit offenen Armen auf uns wartet, dass wir vor ihm immer wieder neu anfangen dürfen, um Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
Das ist mit den alten Bezeichnungen Aschermittwoch, Buße und Umkehr gemeint: kein Druck, keine Androhung von Höllenqualen, sondern die Einladung, über uns selbst nachzudenken. Dann kann Ostern werden.
Hiltrud Schönheit
Hiltrud Schönheit ist Vorsitzende des Katholikenrates der Region München. In St. Michael koordiniert sie den Empfangsdienst und ist Mitglied im Pastoralrat.