News - Die Wunde der Zerstörung sichtbar machen
Wir haben mit der Neugestaltung unserer Marienkapelle begonnen

Die Wunde der Zerstörung sichtbar machen

Wer St. Michael betritt, wird auf der rechten Seite schnell auf die erste Seitenkapelle aufmerksam, die heutige Marienkapelle. Der ursprünglich dort befindliche Altar der heiligen Ursula wurde am 22.11.1944 total zerstört. Es ist die einzige Seitenkapelle, deren Altaraufbau nicht rekonstruiert wurde. Stattdessen befindet sich seitdem hier die Kopie einer „Schmerzensmutter“ (Mater dolorosa) aus der Herzogspitalkirche. Jeden Tag kommen unzählige Menschen – zur stillen Einkehr und zum Beten. Viele zünden eine Kerze an.

Wir haben in diesem Jahr mit einer Neugestaltung unserer Marienkapelle begonnen: Im Februar 2024 wurde der bislang verdeckte Backsteinsockel des Altares freigelegt und vom Restaurator Stefan Achternkamp untersucht. Die Brandspuren des Krieges sind deutlich erkennbar. In der freigelegten kleinen „Reliquienkammer“ befindet sich heute nur noch Holzkohle. In der Altarnische, die im Zuge der Barockisierung zugemauert wurde, ist die ursprünglich blaue Fassung noch gut zu erkennen. Auch Teile des ersten bauzeitlichen Bodenbelags wurden gefunden – bei der Einweihung von St. Michael (1597) war der gesamte Boden der Kirche blau-weiß. Zu erkennen sind auch Teile des späteren barocken Rosenspitz-Belags, aber auch die beim Wiederaufbau verlegten Solnhofener Platten.

Ziel der Neugestaltung ist es, diese „Wunde“ der Zerstörung von St. Michael dauerhaft sichtbar zu machen. Architekt Anton Mang, der die Konstruktionszeichnung (rechts) angefertigt hat, unterstützt uns bei der Planung. Die „Schmerzensmutter“ wird später einmal von einem kreisrunden Lichtkranz umgeben sein, dem Symbol der Auferstehung und des österlichen Lebens. Durch die Neugestaltung soll die Einladung, an diesem besonderen Ort Zuflucht und Trost im Gebet oder in der Stille zu suchen, die von der „Schmerzensmutter“ ausgeht, vertieft werden. Neue Opferkerzenständer sollen ringsherum an den Wänden angebracht werden, und Bänke zum Verweilen einladen. Die Neugestaltung soll zum 80. Jahrestag der Zerstörung von St. Michael (22.11.1944) fertiggestellt sein.

P. Martin Stark SJ