News - Gedanken zu den Schrifttexten des Sonntags - Für die Hoffnung aufstehen

Für die Hoffnung aufstehen


Von Thomas Hürten, Pastoralreferent und Fachreferent in der Glaubensorientierung in St. Michael


Mit welchem Recht darf man das Leben schön nennen? Und doch gibt es Tage, da kommt es uns so vor. Mit welchen Recht darf man das Gegenteil behaupten und sagen: „Nie mehr schaut mein Auge Glück“? Und doch kommt es Hiob genauso vor. Das Leben „ohne Hoffnung“, „Kriegsdienst“, „Monde voll Enttäuschung“!

Was ist nun das Leben? Glück oder Unglück? Mag es beides haben, was hat am Ende mehr Recht? Es endet mit dem Tod. Das jedenfalls ist sicher. Ist da keine andere gute Nachricht, etwas Aufrichtendes, ein Evangelium, wie man solche Nachrichten einst nannte?

Eines Tages kommt einer, der nimmt die Fiebernden bei der  Hand und richtet sie auf, bei untergehender Sonne heilt er die Kranken und Besessenen von ihrer Nacht, er selbst zieht seine Kraft von oben und von dort, wo viele meinen, da sei nichts zu holen. Er steht auf und sucht die einsamen Orte. Überhaupt ist da viel Aufstand bei diesem Einsamen, ein Aufstand für den Unsichtbaren, ein Aufstehen für die kommende Wirklichkeit, ein „Auf und Weiter“, damit es alle hören, die manchmal fertig sind mit dieser Welt und ihrem Leid.

Sehen – beten – handeln

Hört, dass Gott noch nicht fertig ist mit dieser Welt, ja, dass er überhaupt erst begonnen hat und dieser Anfang seine Anfänger sammelt, und die Anfängerinnen auch, ein Aufstand des Geistes, die Dämonen der Trägheit zu vertreiben und ihr Lamento, dass alles keinen Sinn mache und dass es schon nicht mehr darauf ankomme und man nur noch das Eigene suchen solle und das Leben doch dann auch ganz schön sein könne, wenn man nur gelernt habe auszublenden.

Das sind die Fertigmacher. Er ist aber nicht fertig, er fängt erst gerade an. Und sie suchen ihn, um mit ihm zu gehen. Sie sind der Anfang einer Bewegung ihm nach, die man später dann Kirche nennt, und die man an diesem Anfang immer erkennen können sollte. Sie sei ziemlich fertig, sagen manche. Ist sie das? Oder ist noch Anfang in ihr? Wenn er in ihr ist, hat sie den Anfang in sich. Vielleicht fangen wir in ihr gerade erst an. Aber dann machen wir es wie die Jünger. Sie sind berührt von der Not der Menschen. Sie sprechen mit ihm darüber, weil sie ihm vertrauen. Er sieht die Leiden der Menschen. Und sie haben Gelegenheit, diesen Blick zu
erlernen. Sehen – beten – handeln.

Alles Große ist einfach. Sie suchen ihn und finden ihn im Gebet. Das Gebet ist der Anfang unserer Kraft, nicht die Pause. Wie kann man das vergessen! Er heilt und richtet auf. Er tut es auch mit Worten. Denn dazu ist er gekommen: von der Hoffnung zu erzählen, die Gott selbst für uns hat.

Das Leben wird schön. Die Hoffnung hat mehr Recht als die Verzweiflung. Aber jemand muss es auch sagen wollen und dafür aufstehen.

4. Februar 2024 - 5. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr B

1. Lesung: Ijob 7,1–4.6–7 („Nächte voller Mühsal teilte man mir zu.“)
Antwortpsalm: Ps 147,1–2.3–4.5–6 (Kv: „Lobet den Herrn; er heilt die gebrochenen Herzen.“)
2. Lesung: 1 Kor 9,16–19.22–23 („Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“)
Evangelium: Mk 1,29–39 („Er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten.“)


Thomas Hürten
Pastoralreferent, Fachreferent
Fon +49 / 89 / 21 37 - 2402
THuerten(at)eomuc.de

Foto: MKZ


Artikel mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Münchner Kirchenzeitung vom 4. Februar 2024 / Nr. 6.