News - Gedanken zu den Schrifttexten des Sonntags - Pfingsten

Gottes Anwesenheit in unserem Leben


28. Mai 2023 - Pfingsten (A)

1. Lesung: Apg 2,1–11 - Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen zu reden
Antwortpsalm: Ps 104,1–2.24–25.29–30.31 u. 34 - Sende aus deinen Geist und das Angesicht der Erde wird neu.
2. Lesung: 1 Kor 12,3b–7.12–13 - Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen
Evangelium: Joh 20,19–23 - Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch: Empfangt den Heiligen Geist!


Von Thomas Hürten, Pastoralreferent und Fachreferent in der Glaubensorientierung in St. Michael


Was ist der Heilige Geist? Gott, den Vater, meinen wir zu kennen. Über das Leben von Gott Sohn lesen wir in den Evangelien. Aber der Heilige Geist? Der große Unbekannte? Tatsächlich ist er uns viel bekannter, als wir glauben. Der Heilige Geist ist der Geist, der vom Vater und vom Sohn ausgeht. Er lässt uns tun oder denken, was Gott selbst tun und denken würde. Er ist die Art, wie Gott in uns selbst wirkt und aus uns heraus in die Welt.

In den sogenannten sieben Gaben (Einsicht, Stärke, Weisheit, Frömmigkeit, Erkenntnis, Gottesfurcht, Rat) werden seine Wirkungen auf uns beschrieben: Er macht uns einfühlsam und einsichtig, er stärkt das Gerechtigkeitsgefühl, er hilft Vorurteile abzubauen, warnt vor Bösem, er kann mir Minderwertigkeitsgefühle nehmen, er lehrt uns Respekt gegenüber Gott, seinen Geschöpfen und dem, was verantwortlich und geboten ist, macht uns mutig und klug.

Er begleitet uns beim Gottesdienst. Er lässt uns verstehen, was in der Schrift steht und dass hier nicht nur Brot und Wein vor Augen sind, sondern Geist und Leben Jesu Christi, die wir in der Kommunion aufnehmen. Alle Wandlung im Gottesdienst bewirkt er in uns.

Und wenn wir am Abend eines Tages müde noch einmal in Gedanken den Tag durchgehen, bitten wir ihn, uns sehen zu lassen oder hören zu lassen, welche Situation, Worte oder Taten noch einmal gesehen und gehört werden sollten, damit wir klüger werden, dankbarer, verständnisvoller oder mutiger, wie auch immer er uns lehrt. Das ist der Heilige Geist, der inwendige Lehrer.

Weil das Christsein nicht in einem Buchstabengehorsam besteht und auch keine Diktatur moralischer Gesetze ist, sondern aus der lebendigen Beziehung zu Gott Gutes hervorbringt, Tag für Tag, je nach Situation verschieden und konkret, darum ist der Heilige Geist die von Gott erbetene und von Ihm geschenkte Anwesenheit in unserem Leben, Gott, ein Geist in vielen Gaben.

Im Leben müssen wir entscheiden, nicht nur zwischen Gut und Böse, auch zwischen gut gemeint und wirklich gut muss gewählt werden. Und manchmal können wir sogar nur das geringere Übel wählen, das aber immerhin. Guter Rat ist teuer, sagt das Sprichwort. Mut zu Versuch und auch mal Irrtum. Gratis schenkt ihn das Gebet und oft das Gespräch mit geistlich begleitenden Menschen. Sie sind dafür ausgebildet. Sie helfen bei Fragen, die Lebensübergänge, Beziehungsstörungen, die Erfahrung von Krankheit, Enttäuschungen oder sonstige Lebensunterbrechungen verursachen. Wir glauben, sie seien nur da für Menschen, die ein geistliches Leben führen wollen? Sie sind für alle da, die geistvoll leben möchten und sich fragen, was der Wille Gottes sein könnte. Gottes Geist kennt begleitende Hilfe. Frohe Pfingsten!

Artikel mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Münchner Kirchenzeitung vom 28. Mai 2023 / Nr. 22.

Thomas Hürten
Pastoralreferent, Fachreferent
Fon +49 / 89 / 21 37 - 2402
THuerten(at)eomuc.de

Foto: MKZ