Durch und mit Jesus Gott vertrauen
Glaube im Alltag
Was ist die Mitte des christlichen Glaubens? Es ist der Zugang zu Gott durch Christus. „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit!“ Dieser Lobpreis zum Abschluss des Hochgebets der Heiligen Messe fasst diese Mitte in Gebetssprache zusammen: als hymnischen Dank dafür, dass wir durch Christus hineingenommen sind in das Geheimnis des dreifaltigen Gottes.
Somit besteht die alles entscheidende Grundhaltung für den christlichen Glauben darin, eine lebendige Beziehung zum Auferstandenen zu pflegen. Die heilige Teresa von Ávila (1515 – 1582) ist eine große geistliche Lehrmeisterin, die uns zeigt, wie wir jeden Tag mit Christus verbunden sein können: „Meine Schwestern, denkt im Laufe des Tages immer wieder einmal daran, dass Jesus bei euch ist. Glaubt mir, ohne diesen guten Freund sollten wir nicht durchs Leben gehen.“ Wer sich das angewöhnt habe, werde ihn „nicht mehr loswerden“! „Ihr werdet ihn überall bei euch haben.“ Man brauche dazu nicht „viele Gebete sprechen, lange meditieren und hochtrabende Betrachtungen über ihn anstellen“. „Ich bitte euch um nicht mehr, als dass ihr ihn anschaut – wenn auch nur so zwischendurch, falls ihr mehr nicht fertigbringt.“
Dann redet sie den nahen Freund direkt an: „Ach, Jesus, am liebsten ist es dir ja sowieso, dass wir uns mit dir zusammen den Menschen zuwenden, die uns brauchen; das ist der größte Dienst, den man dir erweisen kann …“ Gelebter Alltagsglaube heißt also: durch und mit Jesus Gott, dem Vater, vertrauen und dadurch mehr und mehr vom Geist der Liebe und Hoffnung durchdrungen sein. Von Jesus, dem treuen Freund, können wir jeden Tag lernen, Menschen für andere zu werden. Gott selbst bleibt immer unbegreifliches Geheimnis. Der Sohn aber, sein lebendiges Abbild, lebte uns als Mensch die freiwillige Hingabe bis zum Letzten vor – als Hingabe an den Willen des Vaters und als Hingabe an seine Mitmenschen. So wurde er für uns zum „Anführer und Vollender unseres Glaubens“ (Hebr 12,2). Dieses Lebensgeheimnis Jesu feiern wir in jeder Heiligen Messe. Sie ist daher „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (Lumen gentium, Nr. 11).
Pflegen wir jederzeit die innere Verbindung mit Jesus im Alltag! Dann werden wir auch die Gegenwart des Auferstandenen im Sakrament mit Herz und Sinnen erfahren: Dass er in seiner „Herrlichkeit“, dh. seiner Bedeutung und seinem Glanz, wirklich bei uns im Heute ankommt, dass wir ihn „nicht mehr loswerden“ und als „Freund fürs Leben“ gewinnen. Glaube im Alltag kann so einfach, so groß und so schön sein: immer wieder, wie Teresa sagt, Jesus, unseren Freund, einfach nur „anschauen“.
aus: MK Nr. 40, S. 27