Es war schon ein Ereignis, damals, vor 100 Jahren, als St. Michael am 4. Dezember 1921 von Kardinal Michael Faulhaber wieder den Jesuiten übergeben wurde: für den Freistaat als Eigentümer unserer Kirche, für die Landeshauptstadt München, für das Erzbistum München und Freising, aber auch für den Orden selber. 1773 aufgehoben, seit 1814 wiederhergestellt, hatte es 148 Jahre gedauert, bis Jesuiten wieder hier als Seelsorger wirken konnten.

Zwar habe ich nie in München studiert. Aber der Ruf von St. Michael reichte auch bis Österreich: Von legendären Orchestermessen und Predigern konnte man hören, aber auch von der „Beichtkirche“. Und: eine Jesuitenkirche als ein Exprimentierfeld. Immer mit Blick auf suchende, oft verwundete, enttäuschte, orientierungslose Menschen. Religiosität drückt sich im 21. Jahrhundert freilich anders aus als nach dem Ersten Weltkrieg. Doch immer gilt es, die Zeichen der Zeit zu erkennen und mit dem Evangelium zu verbinden.

Touristen suchen nicht nur das Grab des „Märchenkönigs“ in der Krypta. Sie lassen auch den imposanten Spätrenaissancebau auf sich wirken. Wie wird es erst einmal sein, wenn alle Renovierungsarbeiten abgeschlossen sind! Aber nicht nur der Bau spricht. St. Michael mit seinem reichhaltigen Angebot ist eine ungeheure pastorale Chance. Begonnen hat es 1921 mit drei Patres und zwei Brüdern. Heute zählt die Kommunität sieben Jesuiten. Selbst wenn wir im Orden weniger werden: Wir stehen voll und ganz zu diesem prominenten Werk! Dass „Kirche“ durch die Missbrauchsfälle nicht als Ort des Heils, sondern des Unheils erlebt wurde, ist für uns Jesuiten ein Ansporn: Räume zu schaffen, in der die Suche nach Sinn, nach Glück, nach gelingendem Leben einen „Ort“ finden kann. St. Michael ist ein Segen! Ich danke den Mitbrüdern, die dort tätig sind, und freue mich, mit Ihnen allen am 5. Dezember dieses runde Jubiläum feiern zu können.

P. Bernhard Bürgler SJ
Provinzial der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten

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Das Jubiläum wird am kommenden Sonntag, 5. Dezember, um 10 Uhr mit einem Festhochamt mit Kardinal Reinhard Marx gefeiert (3G). In der Pontifikalvesper mit Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg um 16 Uhr wird P. Provinzial Bernhard Bürgler SJ predigen (3G).