Geistlicher Impuls November 2021
Adieu!
In Frankreich und in der Schweiz ist der Gruß üblich, auch (noch) in Süddeutschland und Österreich: Adieu! Ausgestorben ist er nicht. Aber er wird seltener verwendet als in meiner Jugend. Manche kennen das Wort überhaupt nicht. Dabei ist Adieu (von: „ad Deum“) international geläufig: ¡ Adiós!, addio, Ade ...
Bis zum Ersten Weltkrieg war der Ausdruck hierzulande sogar der häufigste Abschiedsgruß. Im Zuge der einsetzenden anti-französischen Sprachpropaganda („Fort mit dem welschen Gruß ,Adieu‘! Wir grüßen Deutsch ,Auf Wiedersehn‘!“) verschwand er zeitweise. Aber selbst Tschüss (adjüs, tschö, ciao) leitet sich von Adieu ab!
Ähnlich ist es mit dem rar gewordenen Abschiedsgruß „Gott befohlen“. In der Apostelgeschichte verabschiedet sich Paulus in Milet von den Ephesern mit den Worten: „Und jetzt vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, aufzubauen“ (Apg 20,32). Die Lutherbibel übersetzt anders: „Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an“. Es geht hier um die Zuversicht, dass Gott uns begleitet und beschützt. Wie Erwachsene es mit ihren Kindern tun. Wir sind Gottes Kinder: Gott befohlen!
Alles veraltet? Überholt? Die Frage werden wir nicht los: Glauben wir, was wir sagen und beten? Bringen wir den Mut auf und die Kraft, uns Gott anzuvertrauen? Uns ihm zu übergeben? Darauf zu bauen, dass er unseren Lebensweg begleitet? Tag für Tag? Dass das Realität ist, keine Fiktion oder Einbildung oder frommer Wunsch? Nicht nur bei Krankheit und in Notzeiten, sondern als Cantus firmus unseres Alltags? Gedanken für trübe Novembertage ... Verdrängen funktioniert. Ausweichen lässt sich auf Dauer nicht: Ob ich mein Leben auf Gott bauen kann und will?
Andreas R. Batlogg SJ
P. Andreas Batlogg SJ
Seelsorger
andreas.batlogg(at)jesuiten.org