News - Impuls November 2022

Kommt noch was?

Es ist – leider – oft nur mehr ein klassisches Novemberthema. Vielleicht, weil in diesen Wochen die Besuche an den Gräbern zunehmen: Man redet ein bisschen vom Ewigen Leben. Die Zurückhaltung, wenn nicht gar das vollständige Beschweigen, hat vermutlich auch zu tun mit der inflationären Rede vom Paradies in früherer Zeit. Oft war es eine billige Vertröstung. Jüngster Tag, Jenseits, In-den-Himmel-Kommen, Ewiges Leben, Paradies, Auferstehung: keine Alltagsthemen.

"Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“: Wir kennen diese Frage aus dem Neuen Testament. Einmal ist es ein Gesetzeslehrer, der sie stellt. Einmal ein junger Mann. Und Jesus fragt zurück: „Was steht im Gesetz?“ Er meint die Tora. Theoretisch wissen wir oder ahnen wir mindestens, was ein gelingendes, ein gutes Leben ausmacht. Praktisch vermeiden wir es oft. Alles muss jetzt passieren. In diesem Leben. Selbstoptimierung. Maximaler Genuss. Der „All inclusive“-Wahn.

Wenn ich auf meine Krebsdiagnose vom September 2017 zurückschaue: Ob die medizinische Behandlung erfolgreich sein würde, wusste ich damals nicht. Intensiver als zuvor habe ich mich damals mit der Möglichkeit beschäftigt, dass ich sterben könnte. Stärkte dabei die „Aussicht“ auf ein „Leben danach“? Ja, das tat sie! Dass es mit 55 Lebensjahren nicht getan ist, dass da „noch etwas kommt“ – das war ein Trost. Und der war ja nicht meine Erfindung. Sondern die Verheißung Jesu. Was mich seither anders beschäftigt: Bin ich ein Mensch, der aus der Verheißung Jesu heraus lebt – und auch anderen davon erzählt? Oder nicht? Anders reden, vermeintlich obsolete Themen wieder ins Gespräch bringen – auch das gehört zur Verkündigung. Als Christen sind wir alle eingeladen, davon Zeugnis zu geben.

P. Andreas Batlogg SJ

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P. Andreas Batlogg SJ
Seelsorger, geistlicher Mitarbeiter der Glaubensorientierung
andreas.batlogg(at)jesuiten.org
https://andreas-batlogg.de

Foto: Christian Ender