Kardinal Marx: „Freiheit heißt, einander in Liebe zu dienen“
Im Rahmen der Münchner Opernfestspiele feierte unser Kardinal Reinhard Marx heute Vormittag einen Gottesdienst in der Münchner Michaelskirche. In seiner Predigt nahm er das aktuelle Spielzeitthema "Jeder Mensch ist ein König" auf und interpretiere es im Lichte es Evangeliums: Das sein nicht im Sinne einer Machtausübung zu verstehen. Königlich sei es vielmehr, wenn ein Leben auch Segen für andere sei. Musikalisch war der Gottesdienst ein besonderer Kunstgenuss: Chor und Orchester der Bayerische Staatsoper trugen die Paukenmesse "Missa in tempore belli" von Joseph Hayden vor.
Kardinal Reinhard Marx hat den Wert wahrer Freiheit „als Vollendung im Akt der Zustimmung, der Anerkennung, des Miteinanders“ betont. Im Evangelium gelte menschliche Freiheit als „programmatischer Gegenentwurf gegen allen Missbrauch, gegen alle Gewaltanwendung, gegen alle Zerstörung der menschlichen Würde“. Freiheit, so Marx, sei demnach nicht, „alles tun zu können, was ich will“. Sie bedeute vielmehr, „einander in Liebe zu dienen“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst im Rahmen der Münchner Opernfestspiele am Sonntag, 26. Juni, in der Jesuitenkirche St. Michael.
In seiner Predigt wies Kardinal Marx auf die uralte Sehnsucht des Menschen nach Religion und Kunst hin, die auf „das Mehr“ hinter dem Offensichtlichen verwiesen. Mit dieser Sehnsucht bestünden zugleich „auch die Gefahren des Missbrauchs der Religion, der Kunst und der Machtausübung der einen über die anderen mit den Mitteln der Ideologie und der Religion“. Leider zeige auch die jüngste Geschichte, „dass man mit ideologischen Phrasen, Geschichtsklitterung und Fake-News – im Osten und im Westen – Politik machen kann und Menschen unterdrückt oder an die Seite drängt“. Dies sei „umso schlimmer, wenn Religion eine Beimischung ist“. Christi Botschaft mache deutlich, dass es „purer Missbrauch des Namens Gottes“ sei, wenn man „im Namen der Wahrheit einer Religion andere vernichtet“.
Marx brachte in diesem Zusammenhang das aktuelle Spielzeitthema der Bayerischen Staatsoper, „Jeder Mensch ist ein König“, zur Sprache. Im Lichte des Evangeliums betrachtet sei das „nicht im Sinne einer Machtausübung über andere“ gemeint. Königlich sei vielmehr, „wenn ich mich öffne für den anderen und in der Gemeinschaft unterwegs bin“ und wenn „mein Leben auch Segen für andere ist und nicht eine Bedrohung“. Königlich zu sein bedeute in diesem Verständnis „lieben können“.
Orchester und Chor der Bayerischen Staatsoper trugen die Paukenmesse „Missa in tempore belli“ von Joseph Haydn vor. Als Solisten und Solistinnen wirkten Jasmin Delfs (Sopran), Emily Sierra (Alt), Jonas Hacker (Tenor) und Milan Siljanov (Bass) mit. Die Orgel spielte der Organist von St. Michael, Peter Kofler. (hs/EBO)