Impuls für den Monatsanzeiger März 2024

Viele bekamen feuchte Augen: Paare ebenso wie Singles – im Abendgottesdienst am 9. Februar. Auch uns sechs Segnenden – darunter Michael Brinkschröder, Leiter der Projektstelle Regenbogenpastoral der Erzdiözese – ging es durch Mark und Bein. Die Liturgie war einfach. Der Ansingechor CantioNova unter Leitung von Robert Schlee lieferte den musikalischen Rahmen.

Und was bewegte? Ganz einfach: Dass niemand ausgeschlossen wurde. „Exkommunikation“ bedeutet immer Diskriminierung. Weil jemand „anders“ ist, von der „Norm“ abweicht. Beatrice von Weizsäcker ging in ihrem Impuls auf die Problematik der Stigmatisierung ein.

„Segen für alle“: Das ist „franziskanische Willkommenskultur“. In einem Interview sagte Papst Franziskus, angesprochen auf die Irritationen über die Erklärung „Fiducia supplicans“ des Dikasteriums für die Glaubenslehre: „Der Herr segnet alle, alle, alle die kommen“. Er präzisierte: „Niemand regt sich auf, wenn ich einen Unternehmer segne, der vielleicht Menschen ausbeutet – und Letzteres ist eine sehr schwere Sünde. Gleichzeitig ereifert man sich, wenn einen Homosexuellen segne. Das ist Heuchelei.“

Ich gebe zu: Unglücklich machte mich seine frühere Bemerkung, es würden „Beziehungen“ gesegnet, „nicht die Sünde“. Gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende wollen keine „irregulären Beziehungen“ sein. Genauso wenig wie wiederverheiratet Geschiedene.

Wenn Segnen bedeutet, jemandem Gutes zuzusprechen, von Gott her, dann leuchtet ein, was P. Martin Stark in die Kamera sagte: „Wir sind der Überzeugung, dass diese Zusage Gottes jedem Menschen gilt, unabhängig von der Herkunft, der Entsprechung moralischer Normen oder einer bestimmten Sexualität. Alle sind eingeladen, ob allein, als Paar, als Familie oder Freunde.“

Das war spürbar. Und bewegte deshalb, weil wir alle, in den verschiedensten Zusammenhängen, in Gesellschaft, Politik und Kirche(n), Ausgrenzung erfahren. St. Michael als „Andersort“ in unserer Stadtgesellschaft: „Alle“ sind Wir! „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit“: Das klingt pathetisch. Aber auf Zeichen kommt es an, auch auf kleine.

Andreas R. Batlogg SJ