Impuls Monatsanzeiger September
Trost, Segen und Tiefe
„Ich glaube, es braucht im Leben Leute, die einen trösten und segnen, und ich wünsche mir ein Leben, das Tiefe hat. Ich behaupte, viele würden das unterschreiben. Zusatzfrage: Würden Sie dem zustimmen, dass die Kirche Ihnen das gibt: Trost und Segen, Tiefe?“ Diese Frage in einem Artikel von Matthias Morgenroth beschäftigt mich.
Die Kirche – das sind wir: Christinnen und Christen, die Jesus kennen gelernt haben und auf seinen Namen getauft sind. Jesus war ein Mensch, der auf Menschen zuging, ihre Freude und Trauer teilte, Zuversicht und Hoffnung ausstrahlte, einen Weg in die Zukunft zeigte, wo es keinen mehr zu geben schien. Er hatte Freude am Leben und Feiern und wich dem Leid nicht aus. Er wusste sich geborgen bei seinem Vater im Himmel.
Wie Jesus sollen wir das Leben miteinander teilen, miteinander lachen und weinen, einander trösten und segnen und einander zusagen: Dein Leben hat Sinn. Dein Leben ist geborgen.
Glauben braucht Gemeinschaft, die Erfahrung, dass es trägt, wenn wir miteinander beten und singen und loben und klagen. Wenn wir miteinander fragen und suchen, ringen und fast verzweifeln und nicht mehr weiter zu wissen scheinen. Es braucht die Erfahrung, dass es immer einen gibt, der hofft, eine, die sagt: und dennoch. Nach dem Karfreitag und Karsamstag kommt Ostern.
Alleine ist es im Himmel nicht schön, hat meine Großmutter manchmal gesagt. Stimmt bestimmt. Alleine ist es auf der Erde erst recht nicht schön. Wir brauchen einander und wir können einander gut tun, trösten, segnen und das Leben reicher machen. Wie Jesus. Und das müssen wir auch, wenn wir Jesu Kirche sein wollen: eine einladende und auf Menschen zugehende Kirche, eine Kirche, die offen ist für das, was die Menschen bewegt, die bereit ist, sich fragen zu lassen, eine Kirche, in der wir einander helfen, unserer Sehnsucht nach einem erfüllten Leben zu trauen und Gott zu suchen – und zu finden.
Inge Höpfl