News - Wie Raum zu Klang wird
Impuls Monatsanzeiger April 2024

Wie Raum zu Klang wird

Je mehr ich mich mit unserer Kirche beschäftige, desto mehr wird mir bewusst, wie einzigartig dieser Raum konzipiert ist, sodass er unmittelbar eine Wirkung entfaltet, sobald man ihn betritt. Dies wird mir neu bewusst, wenn ich beeindruckt erlebe, wie unsere neue Chororgel mit der bestehenden Michaelsorgel, die ja auch bereits aus zwei Werken besteht, zusammenspielt.

Schon beim ersten Betrachten spiegeln die Orgelpfeifen der Prospekte in den ersten beiden Chornischen links und rechts den Lichtglanz der Fenster wider. Und genau das ist Ausdruck der Theologie unseres Kirchenraumes: Der lichtdurchflutete Chorraum mit seinen vielen Nischen und Fenstern ist als „herabschwebender Himmel“ gebaut und will eine Audio-Visualisierung des „Te Deums“ darstellen: Die Vertreter des „glorreichen Chores der Apostel“, der „lobwürdigen Zahl der Propheten“ und des leuchtenden Heeres der Märtyrer“ preisen als „triumphierende Kirche“ die Herrlichkeit der Erlösung. Musik ist dabei kein künstlerischer Selbstzweck, sondern war schon für die Jesuiten, die St. Michael erbaut haben, Teil des Pastoralkonzeptes.

Es ist für mich faszinierend, wie sich Klang, Akustik und Raum verbinden. Der Klang der Orgel wird maßgeblich durch den Raum beeinflusst. Und dieser hat seine ganz eigene Akustik, die sich auf die Resonanz und den Nachhall des Klangs auswirkt. Kein Tonträger und keine digitale Übertragung kann Ihnen diese Faszination vermitteln. Wie der Raum zu Klang wird, zeigt sich einem nur in Präsenz.
Deshalb lade ich Sie herzlich dazu ein, sich Zeit zu nehmen und dies in der Kirche selbst mitzuerleben − sei es im Gottesdienst, im Konzert oder wann auch immer unsere inzwischen vier Orgeln erklingen werden. Der Spender, der uns allen dieses wunderbare Instrument geschenkt hat, möchte zwar anonym bleiben. Ich danke ihm aber im Namen von Ihnen allen sehr herzlich. Unsere Freude über die Einweihung unserer neuen Chororgel und unsere Klangfreude beim Mitsingen und Zuhören möge ein kleiner Ausdruck unseres Dankes sein. Vergelt‘s Gott!

P. Martin Stark SJ