News - Gedanken zu den Schrifttexten des Sonntags - Verklärung

Gottes Licht als letzte Bleibe

Von Thomas Hürten,
Pastoralreferent und Fachreferent in der Glaubensorientierung in St. Michael


Das Leben ist kein Bleiben. Alles ist im Fluss. Abraham erfährt es. Er bricht noch einmal auf in die Fremde. Petrus, der für Mose, Elija und den Herrn eine Bleibe bauen möchte, muss es einsehen, und Jesus, bei dem es doch so schön ist, kündigt seinen Tod an. Das Leben ist ein Weg und am Ende steht ein Tod und sein Ziel liegt nicht innerhalb der eigenen Horizonte. Für Abraham sind es die kommenden Generationen und für Jesus ist es der neue Mensch, durchstrahlt von der Herrlichkeit Gottes, die sich schon an ihm zeigt. Das letzte Wort der Schrift an diesem Sonntag ist Auferstehung. Da ist Bleibe, da erst.

Aber natürlich brauchen wir vorher eine Bleibe, Heimat, Wohnung. Es gibt zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Ihn zu schaffen, ist ein christliches Werk. Einmal aber müssen wir es drangeben. Religion ist die Herausforderung, auch dem Wandel und sogar dem Sterben ins Auge zu blicken und die Frage nach dem Sinn des Lebens (ein Haus bauen?) weiter auszuwerfen oder tiefer, je nachdem.

Das Leben wird gewandelt

Wir wissen, dass wir mit dem Kommen des Ruhestandes unsere Wohnung verlassen müssen. Kein schönes Wissen, aber real. Andere Umzüge werden folgen. Wir wohnen, als wohnten wir nicht. Und wo auch immer wir wohnen, eines ist sicher: Eine letzte Bleibe gibt es nicht dort, wo man uns hinträgt, wenn wir tot sind. So etwas wie eine Bleibe schafft der Tod nicht, auch nicht die Erinnerung der noch Lebenden, auch nicht die Weitergabe unserer Gene. Eine letzte Bleibe kann nur schaffen, wer selbst ewig ist, wer Erstes und Letztes setzen kann. Darum ist es nicht dumm oder müßig, schon zu Lebzeiten, deren jähes Ende wir oft unterschätzen, an den zu denken, der das kann, und was es wohl heißt, von den Toten aufzuerstehen, und dass Leben nicht genommen, sondern gewandelt wird. In was denn? Sie sehen ihn im Licht. Wir werden einander sehen im Licht? Ist es das, was wir voneinander denken sollen, worauf wir hoffen können?

Auferstehung mitten am Tage

Gottes Licht als letzte Bleibe! Die im Licht sind, brauchen keine Hütten. Sie sind im Licht verortet. Der neue Mensch, der aufgenommen ist in die Gemeinschaft mit Gott, strahlt aus, was und wer ihn geschaffen hat. Dieses Licht und die Wandlung, aus der wir dann leben, ist nicht verfügbar, aber längst da. Ab und an erfahren wir sie. Die Dichterin Marie Luise Kaschnitz sprach davon, dass es so etwas wie eine Auferstehung gebe – mitten am Tage. Da würde etwas vorweggenommen, „vorweggenommen in ein Haus aus Licht“.

Thomas Hürten
Pastoralreferent, Fachreferent
Fon +49 / 89 / 21 37 - 2402
THuerten(at)eomuc.de

Foto: MKZ


5. März 2023 - 2. Sonntag der Fastenzeit (A)

1. Lesung: Gen 12, 1–4a ("Der HERR beruft Abraham, den Vater des Gottesvolkes.")
Antwortpsalm Ps 33 (32), 4–5.18–19.20 u. 22 ("Lass deine Huld über uns walten, o Herr!")
2. Lesung: 2 Tim 1, 8b–10 ("Mit einem heiligen Ruf hat Gott uns gerufen und uns das Licht des Lebens gebracht.")
Evangelium: Mt 17, 1–9 ("Er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne.")

Artikel mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Münchner Kirchenzeitung vom 5. März 2023 / Nr. 10.