Geistlicher Impuls
Einen (fast) vergessenen Schatz neu entdecken
Rosenkranzandachten im Oktober
Der Rosenkranz hat wohl für viele Leute einen antiquierten Beigeschmack. Der immergleiche Rhythmus des Betens scheint nicht mehr in unsere Zeit zu passen. Jegliche Individualität fehlt, und der monotone Ablauf wirkt auf manche langweilig. Jüngere wissen mit dieser Gebetsschnur nichts anzufangen. Höchstens, dass sowas ein trendiger Schmuck sein kann. Dennoch lohnt es sich, diesen (fast) vergessenen Gebetsschatz neu zu entdecken.
Das wiederholende Gebet will uns in die Meditation führen. Ein Prinzip, das auch andere Religionen verwenden. Die 59 Perlen und die ständige Wiederholung des „Gegrüßet seist du, Maria“ helfen dabei, „Geheimnisse“ oder Gesätze (Ereignisse, bedeutende Momente) aus dem Leben Jesu und Marias zu betrachten: freudenreiche Geheimnisse rund um die Geburt Jesu, lichtreiche Geheimnisse seines öffentlichen Lebens und Wirkens, schmerzhafte Geheimnisse seines Leidens und Sterbens, glorreiche Geheimnisse von seiner Auferstehung bis zur (biblisch nicht bezeugten) Himmelfahrt Mariens und trostreiche Geheimnisse der künftigen Herrlichkeit. Durch Jesus und mit ihm und in ihm richten wir uns mit all unserem Beten im Letzten immer an den Vater. Er ist Beginn und Ziel eines jeden Gesätzes.
Natürlich sind wir unruhige, flatterhafte Seelen. Unsere Gedanken sind sehr schnell bei uns selbst oder bei den Menschen und Anliegen, die uns innerlich umtreiben und die wir durch das nächste „Geheimnis“ mit unserem Beten vereinigen können. Während die Perlen durch unsere Finger gleiten, dürfen wir darauf vertrauen, dass Maria, die wir in den betrachtenden Gebeten immer wieder ansprechen, unsere Sorgen und Anliegen versteht. Sie nimmt sie an und wird immer wieder Wege finden, uns fürbittend zu helfen. Sie ist ja bei ihrem Sohn, der uns alle liebt.
In diesem Oktober wollen wir in St. Michael an jedem Montag den Rosenkranz in Form von Andachten neu entdecken. Kommen Sie doch einfach mal vorbei und probieren Sie diesen Gebetsschatz aus – Vorkenntnisse sind nicht erforderlich!
P. Martin Stark SJ
Kirchenrektor