Friedensgebet am Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine
"Das Gebet ist ein intensiver Schrei nach Frieden"
Kardinal Reinhard Marx hat zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine zum Gebet für den Frieden in Solidarität mit den Opfern aufgerufen: Im Gebet „schauen wir von den Unterdrückten her, von denen die Gewalt erleiden, wir schauen von denen her, die verwundet werden, von dort schauen wir auf das Kreuz in der Hoffnung, dass sich Wege zum Frieden finden“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Freitagabend, 24. Februar, in der Münchner Jesuitenkirche St. Michael bei einem ökumenischen Friedensgebet, das von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in München, der Erzdiözese München und Freising, dem evangelischen Stadtdekanat und den verschiedenen in München beheimateten ukrainischen Gemeinden getragen wurde.
Das Gebet gebe „Kraft und Trost, ist ein intensiver Schrei nach Frieden, dass wir Auswege finden aus diesem schrecklichen Krieg und dass wir sie nutzen“, erklärte Marx. Er erinnerte zugleich an die „schrecklichen Bilder der Gewalt, des Unrechts, die uns seit dem 24. Februar 2022 begleiten“ und bis heute zutiefst verstörten. Der Kardinal räumte eine gewisse „Ratlosigkeit“ ein, die auch bei vielen Verantwortlichen darüber herrsche, wie dieser Krieg zu Ende gehen könne: „Wir wollen ins Gebet hineingehen mit der Bitte an Gott, dass die Herzen und Gedanken sich öffnen dafür, wie das zu Ende gehen kann, ohne dass der, der unrechtmäßig Gewalt ausgeübt hat, legitimiert wird und als Sieger davongeht.“
Kirchenrätin Barbara Pühl, Leiterin der Evangelischen Dienste im Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirk München, verwies auf das Leiden der Menschen: „365 Tage Krieg in der Ukraine. Täglich sterben Menschen, werden Frauen vergewaltigt, Kinder verschleppt, verlieren Alte und Junge ihre Liebsten, ihr Hab und Gut oder ihre Heimat. Diese Not geht uns nahe und berührt uns tief in unseren Herzen. Deshalb stellen wir uns an die Seite derer, die von diesem Krieg betroffen sind und unter ihm leiden.“ Pühl hob die gemeinsame Sehnsucht „nach Frieden und nach einem schnellen Ende der Gewalt“ hervor: „Aber wir sind uneins, wie dies gelingen kann. An der Seite der Menschen in und aus der Ukraine müssen wir nach Wegen des Friedens suchen, die nicht zu Selbstaufgabe und Heimatlosigkeit führen. Wir suchen nach einem gerechten Frieden, der die Würde und Selbstbestimmung der leidtragenden Menschen achtet und bewahrt“.
Neben Marx und Pühl nahmen Pater Martin Stark (SJ) von St. Michael, Georgios Siomos, Archimandrit der Griechisch Orthodoxen Metropolie von Deutschland, und die Seelsorger der ukrainischen Gemeinden in München an dem Gebet teil. Im Mittelpunkt standen die Erfahrungen von Geflüchteten aus der Ukraine und ihre Bitten. Sie gaben der Unfassbarkeit, die angesichts des Kriegsbeginns vor einem Jahr herrschte, Ausdruck, berichteten über ihre ungewollte und schwierige Flucht ins Ungewisse, die Todesgefahr, der sie vielfach ausgesetzt waren, dem Hunger und der Angst ihrer Kinder. Sie dankten den Menschen, die sie in ihrer Notlage unterstützten, berichteten von der Solidarität unter den Notleidenden in der Ukraine und der Herzlichkeit und Fürsorge, der sie in Deutschland begegneten, sprachen vom Trost, den sie im Glauben und Gebet fanden, und dankten „Gott für die vielen Menschen“, die ihnen halfen.
Musikalisch wurde das Gebet vom Collegium Monacense und dem Chor Pokrow aus der ukrainisch-katholischen Maria Schutz Gemeinde gestaltet. In vielen Pfarreien im Bereich des Erzbistums und in vielen Kirchengemeinden der bayerischen Landeskirche läuteten am Freitagabend die Kirchenglocken und fanden weitere Friedensgebete statt.
(erzbistum-muenchen.de)
Fotodokumentation: Borschtsch-Essen der Initiative „Food for Freedom“ im Innenhof von St. Michael
(Fotos: Robert Kiderle Fotoagentur)